Nicht umsonst wird im “ADAC-MaxiAtlas”
das Hungerbrunnental als
“besonders sehenswertes
landschaftliches Objekt” eingestuft
Der Hungerbrunnen bei Heldenfingen
Nachdem wir im Frühjahr
2005 durch das herrliche Hungerbrunnental gewandert sind (leider ohne Kamera),
habe ich mir vorgestellt, wie herrlich es dort wohl im Herbst sein müsste.
Das wollte ich mir
nicht entgehen lassen und so stellten wir Anfang November unser Auto am Parkplatz
des Skilifts zwischen Gerstetten und Altheim ab.
Bereits von hier aus sieht man deutlich, wie das zunächst weitläufige
Tal nach hinten langsam enger wird. Man spürt einen unheimlichen Drang, das Tal
zu durchwandern.
Wir querten die Straße und gingen wenige Meter Richtung Gerstetten, bis
der geteerte Feldweg nach Osten ins Tal führt. An einer kleinen Baumgruppe
gabelte sich der Weg, dem wir links folgten.
Beeindruckend ist bereits hier der Übergang von Wiesen über die mit
kleineren Felsbrocken durchsetzte, typische Heidelandschaft in ein
Mischwaldgebiet. Rechts haltend ging es nun am linken Waldrand entlang in’s
innere des Tales.
Während dessen wanderte mein Blick ständig am linken Hang empor und ich
entdeckte dutzende von Baumstümpfen, in den unterschiedlichsten Formen und
Größen. Einerseits fasziniert, andererseits frustriert und bedrückt,
betrachtete ich die Reste von einst mächtigen Bäumen, die der Künstler „Orkan
Lothar“ an Weihnachten 2000 mit ungeheurer Wucht zu bizarren und teilweise skurilen
Kunstwerken geformt hat.
Insbesondere auf dem untenstehenden Bild,
das untermalt durch die witterungsbedingt, graue Farbe fast schon makaber
wirkt, sieht und spürt man wie schön und aufmunternd, aber auch hart und
grausam die Natur sein kann.
Nach etwa 1,5 km zweigt links der Weg nach Heldenfingen ab, wir hielten
uns jedoch jedoch leicht rechts und erreichten nach weiteren, knapp 1,5 km eine
rechts des Weges liegende Sicke, in der auffällige Steinanhäufungen lagen. Wir
hatten den Hungerbrunnen
erreicht.
Für die meisten von uns „Älblern“ ist ja klar, was ein Hungerbrunnen ist, aber
fast alle Auswärtigen, die ich fragte antworteten lediglich mit einem
ausdruckstarken, vielsagenden, Stirnrunzeln.
„Der Hungerbrunnen bei Heldenfingen ist eine
geologische Besonderheit mit eigener Geschichte.
Zu den besonderen Merkmalen der Karst-landschaft der Schwäbischen
Alb zählen die "Hungerquellen", deren Schüttung sehr stark von den
Karstgrundwasserständen abhängt und die oftmals über Jahre hinweg
trockenfallen. Der Hungerbrunnen fließt nur in übernassen Jahren, die früher
allgemein Hungersnöte im Gefolge hatten. Daher auch die Bezeichnung.
Eine derartige geologische Besonderheit findet sich dort, wo die
Gemarkungen von Heldenfingen, Heuchlingen (beides Ortsteile der Gemeinde
Gerstetten
und Altheim (Alb-Donau-Kreis) zusammentreffen. An dieser Stelle war im
Mittelalter Niemandsland, wo sich "Vogelfreie" ungestört und
unverfolgt bewegen konnten und an diesem Ort wird seit Jahrhunderten am
Palmsonntag der traditionelle "Brezgenmarkt",
einst ein Heirats- und Krämermarkt, abgehalten.“
Nach kurzem verweilen
nahmen wir die Abzweigung nach links in’s Bruchtal, das herrlich eingebettet
zwischen der bewaldeten Flanke des „Vorderen Hau“ auf der linken und der
wunderschönen, ansteigenden Heidelandschaft des „Kälberhau“ auf der rechten
Seite liegt.
In einem weiten Rechtsbogen führt der Weg leicht ansteigend in
nordöstlicher Richtung.
Es war faszinierend, wie sich mit fast jedem Schritt die Perspektive
änderte und die Landschaft sich alle paar Minuten in einem anderen Bild
präsentierte. Ich musste mich des
öfteren umdrehen, um auch den herrlichen Blick zurück in’s Tal zu genießen.
Besonders beeindruckt war ich von den gewaltigen Bäumen an etwa der
höchsten Stelle des „Kälberhau“, der hier immerhin 557 Meter hoch ist. Die
massiven, stark verworrenen Äste mit der relativ dunklen Farbe zeichneten einen
faszinierenden Kontrast in den strahlend blauen Herbsthimmel. Leider bin ich
nicht der perfekte Baumfachmann um die genaue Gattung auf dem nebenstehenden
Bild zu bestimmen, aber vielleicht findet sich ja ein Leser, der mir hier etwas
auf die Sprünge helfen kann.
Nachdem wir die Straße von Heuchlingen bzw. Mehrstetten erreicht
hatten, genossen wir noch einmal den herrlichen Blick ins wirklich malerische
Bruchtal, das wir soeben durchwandert hatten. Nun ging es entlang dieser Straße
nach Norden hinauf in Richtung Heldenfingen.
Die ersten Häuser signalisierten uns, daß wir jetzt rund 5 km
zurückgelegt hatten. Immer noch bergan erfreuten wir uns an dem schön
hergerichteten und gepflegten Ortsbild, das von dieser Seite wirklich so
aussieht, wie man sich ein Dorf auf der „schwäbischen Alb“ vorstellt.
Vorbei an der Kirche
und dem Dorfbrunnen erreichen wir nach etwa 1 ¼ Stunden das „Gasthaus zum
Ochsen“. Natürlich war das kein Zufall, denn schließlich ist das Landgasthaus
weit über die Dorfgrenze hinaus bekannt und im Frühjahr sind wir schließlich
auch sehr gut bewirtet worden. An jenem Sonntag gab es im Angebot
„Hammelbraten“. Auch wenn das nicht jedermanns Geschmack ist, wer auch nur ein
klein bischen Mut hat, sollte diese „Spezialität des Hauses“ unbedingt einmal
probieren, er wird angenehm überrascht sein.
Der Rückweg führt nun in südlicher Richtung für etwa 500 m an der
Straße entlang und unterquert dann die L1164 von Gerstetten nach Heuchlingen. kurz
nach der Unterführung bogen wir rechts ab und folgten dem Tallauf direkt auf
den Wald zu.
Kurz nach Beginn des Waldes ging es wieder rechts haltend direkt auf
die am Anfang erwähnte Abzweigung zu, die wir in wenigen Minuten erreichten.
Wieder im Hungerbrunnen-Tal angelangt genügte ein Blick nach rechts und
das Ziel, der Parkplatz war bereits wieder in Sicht.
Mit gut 9 km Strecke
und nicht einmal 2 ½ Stunden Gesamtgehzeit stellt diese Wanderung keine allzu
hohen Ansprüche dar. Aber das soll Sie ja auch nicht, das ist eine Tour um die
Landschaft zu erleben und zu genießen.
Wer natürlich eine größere Strecke gehen will, kann von Heldenfingen aus auf der Hochfläche in Richtung Gerstetten gehen und dort am Südrand, vorbei an den beiden „Eglenseen“ durch das „Sauberes Tal“ und das „Gassental“ von Nordwesten wieder zum Parkplatz zurückkehren. Dies dürfte dann etwa die doppelte Strecke sein.
Zur Information und zur besseren Planung ist die Wanderstrecke als 2-D-Grafik und als 3-D-Grafik, sowie ein Höhen- und Streckenprofil dargestellt. Durch anklicken können diese Grafiken vergrößert und ausgedruckt werden.
2-D-Grafik 3-D-Grafik Höhen- und Streckenprofil